Ein kleiner Einblick in die Praxis

Kimba und Pedro

Die Besitzerin der beiden kontaktierte mich, da einer ihrer beiden Lieblinge seit längerer Zeit unsauber ist. 

Pedro war der "Übeltäter", der das Bett seiner Besitzerin als seine neue Toilette auserwählt hatte. Die Besitzerin berichtete auf Nachfrage, dass sie bereits beim Tierarzt vorstellig gewesen sei, dies jedoch ohne Befund. Wir vereinbarten somit einen Termin für eine Erstkonsultation, die leider nichts gutes verhieß.

Vor Ort begrüßten mich ein älteres Katzenpärchen mit ihrer liebevollen Besitzerin. Es war eine kleine Wohnung, jedoch schienen die beiden Samtpfoten sich wohlzufühlen und durften auch an der Leine in den Garten. Bereits im Gespräch viel auf, dass Pedro einen etwas räudigen und bedrückten Eindruck machte. Wir vereinbarten zunächst einige Modifizierungen des Ökosystems und erstellten einen Therapieplan. Dennoch ließ mich der Eindruck nicht los, dass das Pinkeln aufs Bett, mehr zu bedeuten hatte. So prüfte ich die Blutbilder der beiden und bat die Besitzerin sich eine zweite Meinung einzuholen. 

Bei einem weiteren Tierarztbesuch stellte sich dann zunächst heraus, dass sich die Werte verschlechtert hatten und es Pedro immer schlechter ging. Zwischenzeitlich konnten wir ihn dennoch davon überzeugen, doch wieder sein Katzenklo zu benutzen. 

Leider hielt die Freude hierüber nicht sehr lange an und Pedro ging nur ein halbes Jahr später über die Regenbogenbrücke. Es war schön, dich kennengelernt zu haben....

Flocks

Flocks ist leider eins der Beispiele, bei denen ihre Besitzer nur das Beste für sie wollen und damit leider ihre Welt auf den Kopf stellen. 

In diesem Fall wurde, damit Flocks nicht so alleine ist, eine Zweitkatze adoptiert. Anfangs lief es laut der Besitzerin super, bis dann der neue kleine Kumpel zum potentiellen Vergewaltiger wurde, denn er wurde geschlechtsreif. Ab diesem Zeitpunkt nahm das Drama seinen Lauf und Flocks war schon so gut wie ausgezogen, als ich zur Hilfe gerufen wurde. Die Besitzerin war kurz davor, den kleinen Mio wieder abzugeben, um ihre alte Liebe vom bleiben zu überzeugen. Doch natürlich gehörte auch schon Mio zur Familie, sodass es der größte Wunsch war, alle wieder zu vereinen. Mit viel Liebe, Verständnis und auch Arbeit der Besitzerin sowie natürlich der Entmannung von Mio, shafften wir es letztlich, die drei wieder zu vereinen und den eigentlichen Gedanken der Besitzerin, nämlich Flocks einen ständigen Begleiter an die Seite zu stellen, umzusetzen. 

Benni

Dieser Kater sorgte zuhause für Angst und Schrecken. 

Ich wurde von einer Besitzerin kontaktiert, die mir völlig bestürzt und aufgewühlt berichtete, dass sie mittlerweile vor ihrer eigenen Katze Angst hat. 

Benni lebt mit seinen beiden Besitzern in einer Wohnung. Frauchen geht noch arbeiten, während Herrchen den Tag mit ihm verbringt. Herrchen ist der Ruhepol der beiden und die meiste Zeit verbrachten die Herren des Hauses mit schmusen und entspannen. Frauchen berichtete aber, dass sie nun mehrfach von Benni nach dem Heimkommen angegriffen wurde und beim letzten Mal auch Wunden davon getragen hat. 

Auch hier machten wir einen Termin zur Erstkonsultation aus, in dem sich Benni jedoch nicht wie ein Attentäter zeigte, sondern ich lediglich ein Paar Augen und Ohren in der hintersten Wohnzimmerecke erahnen konnte. Während Frauchen mir alle meine Fragen beantwortete, saß Herrchen gewohnt ruhig auf dem Sofa. Im Laufe der Konsultation stellte sich heraus, dass für Benni ganz klar war: Frauchen = Aktion und Herrchen = Entspannung. Dieses Ungleichgewicht galt es nun zu korrigieren und die Herren des Hauses zu mehr Aktivitäten tagsüber zu motivieren. So konnten wir mit einem Therapieplan nicht nur Benni wieder friedlich stimmen, nein auch Herrchen bekam eine neue Leidenschaft. Bereits nach meinem ersten Besuch hörten die Attacken von Benni auf und Frauchen konnte wieder Vertrauen fassen.

Lili

An Lili muss ich heute noch sehr oft denken, weil ich ihr so sehr helfen wollte. 

Auch hier wurde ich wegen einer unsauberen Katzendame angefordert. Was ich allerdings in der Erstkonsultation sah und zu hören bekam, erschreckte mich zu tiefst. Es war ein sehr kleines Haus, insgesamt 75 m² auf 6 Zimmer, in dem 6 Katzen ohne Freigang gehalten wurden. Unter anderem Bengalkatzen, von denen man eigentlich als Besitzer wissen sollte, dass sie acht mal so aktiv sind, wie eine herkömmliche Hauskatze. Eine dieser Bengalen war Lili, die seit ca. einem halben Jahr ins Ehebett pinkelte. Von der Besitzerin wurde mir sofort die Liebe zu ihren Tieren beteuert und versichert, dass es ja eigentlich allen gut ginge. Im Gespräch sagte sie, dass sie, bevor sie ein Tier hergibt, es einschläfern lässt. Man kann sich also vorstellen, was das für ein mühsames Gespräch für mich war. Doch mein Ziel war es, unabhängig von meinem persönlichem Empfinden, irgendwie einen Draht zu der Besitzerin zu bekommen, um Lili zu helfen. Lili zeigte starke Anzeichen einer Depression und lebte ausschließlich im Schlafzimmer. 

Diese Erstkonsultation war bis dahin die längste in meiner Praxisgeschichte.

Irgendwie schaffte ich es, an die Besitzerin heranzukommen und wir erarbeiteten einen Therapieplan, den wir dann auch einige Monate umsetzten. In einem weiteren Termin verfiel die Besitzerin jedoch wieder in ihr altes Muster, woraufhin ich dann in Anwesenheit ihres Mannes Klartext reden musste. Überraschenderweise stand mir ihr Mann zur Seite. Bei der Verabschiedung gab mir ihr Mann sein Wort, dass für einen Großteil der Katzen ein anderes zuhause gesucht werden wird. 

Ich kann für die kleinen Fellseelen nur hoffen, dass er Wort gehalten hat...

Findus

Auch an ihn muss ich oft noch denken...

Die Herrchen von Findus kontaktierten mich und schilderten, dass Findus ein Freigänger sei, der normalerweise seine Geschäfte draußen verrichtet. Seit einiger Zeit mache er aber im Haus sein Geschäft an den verschiedensten Orten. Er habe Arthrose an den Hinterläufen, habe daher etwas an Gewicht verloren, sei aber sonst laut Tierarzt gesund. 

Bei meiner Erstkonsultation war ich dann erschrocken, von dem jämmerlichen Seelchen, was mich dort begrüßte. Er war nur Haut und Knochen, das Fell völlig räudig und wirkte abwesend bis benommen. Ich sah sein Schmerz und Leid. 

Ich sprach lange mit seinen Besitzern, aber außer die Toiletten an sein Krankheitsbild anzupassen, die überlangen, ungepflegten Krallen zu schneiden und ihm sofort Schmerzmittel zu verabreichen, sah ich zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit ihm zu helfen. Ich bat die Besitzer, gleich am nächsten Tag nochmals zum Tierarzt zu gehen, da der Kater offensichtlich mehr Probleme, als eine Arthrose hatte. Mein Verdacht auf eine Blasenentzündung (die gerade bei Arthrose an den Hinterläufen häufig vorkommt) bestätigte sich. Weiter bestand ich darauf, ihm spezielle Nahrung zum aufpäppeln zu geben und nun erstmal das Augenmerk auf seine Genesung zu legen. Immer wieder telefonierten wir und ich warb für Findus um Verständnis, der sich langsam erholte. Nach etwa 8 Monaten und weiteren Rückschlägen, war Findus auf einem guten Weg und machte seine Geschäfte wieder brav draußen. 

Purzel der Freigeist

Ein für mich sehr schöner und seltener Fall, denn es lag eigentlich kein Problem vor. Die Besitzer riefen mich an und berichteten mir, dass sie Purzel über den Tierschutz erhalten habe. Purzel ist ein Immigrant aus Spanien der dann aber leider hier in Deutschland ausgesetzt wurde. Er hätte sich mit allen Mitbewohnern gut angefreundet, auch mit dem Hund und der betagten Erstkatze. Die Besitzer hatten allerdings das Gefühl, dass der Freigänger sich noch nicht ganz für sie als Familie entschieden habe. Er sei oft bei Nachbarn und müsse von ihnen dann zurückgeholt werden. Sie baten um meine Hilfe, weil sie sich wünschen, dass Purzel sich genauso für sie entscheidet, wie sie es für ihn getan haben. Also für mich mal ein ganz anderer Auftrag und eine echte Freude. 

Natürlich besuchte ich die Familie, wobei mir schon angekündigt wurde, dass Purzel wahrscheinlich nicht da sein wird =)

Aber als hätte er bei dem Telefonat genau zugehört, traf Purzel pünktlich mit mir zu unserem Termin ein und wir lernten uns kennen. Man merkte sofort, dass der junge Kater für jede Abwechslung und jeden Spaß zu haben war. Während des ganzen Gesprächs spielte ich nebenbei mit ihm und seine älteren Besitzer waren erstaunt, dass er solange dabei blieb. 

Es war ein sehr liebenswertes, offenes und wissbegieriges älteres Ehepaar, die alle Informationen aufsaugten wie ein Schwamm. Ich erstellte dann auch hier einen Plan mit Aufgaben für die Besitzer, um Purzel zu überzeugen. 

Das Ergebnis nach zwei Wochen war, dass alle dadurch näher zusammengerückt sind. Diesen Plan mussten wir auch nicht mehr anpassen, es war nun der Plan für Purzels gesamtes Leben. Seit meinem Besuch kam Purzel jeden Tag nach Hause und nächtigte nicht mehr auswärts. 

Wenn Stress das Tor für Krankheiten öffnet

Die Besitzer kontaktierten mich, da Mimi seit längerem unsauber war. Sie erkrankte dann an FIP, wodurch die Situation schlimmer wurde. Da es mittlerweile eine Behandlung für FIP gibt, war sie, was das anging, auf dem Weg der Besserung. Es handelte sich hier um einen Haushalt mit 6 Katzen, 2 kleinen Kindern und zwei Erwachsenen. Dies leider in einer mittleren Wohnung. 

Es stellte sich dann in der Erstkonsultation raus, dass Mimi die Pinkelkatze wohl schon immer sensibel und eher ängstlich war. Mit der Geburt der Kinder nahm ihre Unsauberkeit schon zu und geriet dann mit der Erkrankung völlig außer Kontrolle. Das Verhältnis unter den Katzen war gut, wobei Mimi sich hier aber sehr zurück nahm. Sie litt unter der ganzen Situation und insbesondere unter den Kindern, was ihr Immunsystem schwächte und so sicherlich die Mutation des SARS-Virus zu der FIP-Erkrankung auslöste. 

Die Schwierigkeit in diesem Fall bestand hauptsächlich in dem beengten Ökosystem und der sehr beschränkten Ressourcen der Besitzer durch Arbeit und natürlich die Betreuung der 2 Kinder. Dies führte dazu, dass der angesetzte Therapieplan nur zu 60 % durchgeführt werden konnte. 

Aber diese 60 % haben zumindest dazu geführt, dass wir die Frequenz der Unsauberkeit von zwei Mal täglich  auf einmal in der Woche reduzieren konnten. Die Therapie wurde dann von den Besitzern leider nicht weitergeführt obwohl ersichtlich war, das sie Früchte trägt.